Über Hotel Rosi
Unser Haus ist ca. 400 Jahre alt steht jedoch auf weit älteren Grundmauern unmittelbar an der Stadtmauer nahe des ehemaligen Peterstors. Die Toranlage befand sich dort, wo die Fröhliche Türken-Straße aus der Stadt herausführte. Die mittelalterliche Stadtmauer verlief in Verbindung mit der Römermauer. Das Peterstor 1632/33 erbaut, stand am ehemaligen Standort des Südtores Porta Decumana des römischen Legionslagers Castra Regina (Porta Decumana), eine der sechs Toranlagen der mittelalterlichen Stadtbefestigung, die die Stadt im Süden begrenzte. Es blieb im teilweise zerstörten Zustand bis zum Ende des 18. Jahrhunderts bestehen.
Steinmaterial des außerhalb der Toranlage liegende Schottenkloster, das um 1552 vom kaiserlichen Obristen Philipp von Eberstein im Umfeld des Schmalkaldischen Krieges zerstört wurde, fand Verwendung beim Bau der Petersbastei (heute: am Königshof) und der Emmeram-Bastei (heute im Fürstenpark) und möglicherweise auch bei den Grundmauern unseres Hause, denn bei der Kellererweiterung wurden sakrale Gegenstände gefunden.
Im Laufe der Jahrhunderte wurde das Haus mehrmals umgebaut und später als Bäckerei betrieben. 1921 wurde dann ein Laden errichtet und die Bäckerei bekam eine Konditorei dazu, die meine Tante Frau Katharina Maier, zusammen mit Ihrem Mann, Karl Maier, betrieb. Da sie selbst ihr einiges Kind Kathi im Alter von 4 Jahren verloren, holte sie meine Mutter, ihre Nichte, das Kind ihrer Schwester zu sich in den Betrieb. Meine Mutter, Maria Schrödl lernte bei ihrer Tante und war im Verkauf tätig. Später kam auch noch ihre Schwester Rosina dazu, die tatkräftig die aufstrebende Bäckerei und Konditorei unterstütze.
Mein Vater, Max Sauerer, wurde 1912 als 13. Kind einer Donaustaufer Landwirtsfamilie geboren und wuchs in ärmlichen Verhältnissen auf. Sein Vater starb früh, so dass die Mutter alleine die Kinder großziehen und unterhalten musste. Da auch das Essen knapp war, ging er nach der Schule in den Steinbruch um ein paar Stunden Steine zu schleppen. Mit dem knappen Trinkgeld holte er beim Bäcker einen Laib Brot und brachte ihn seiner Mutter nachhause.
Als Jüngster bekam er davon nur das Nötigste ab und kam dabei zu dem Entschluss: Ich werde Bäcker, dann muss ich nie mehr hungern. Gesagt getan, er trat eine Lehre bei einem Bäcker in Regensburg an und erlernte das Bäckerhandwerk. Als Geselle wechselte er in die Bäckerei Maier und erzielte durch seinen Fleiß und unermüdlichen Einsatz die Aufmerksam meiner Mutter und heiratete sie 1941. Bald wurden ihnen die Geschäfte mehr und mehr anvertraut und das Gewerbe nahm einen raschen Aufstieg. Mein Vater baute ein Liefergeschäft auf, das vor allem Bundeswehrkantinen, Krankenhäuser und viele Lebensmittelgeschäfte als Kunden hatte. Meine Mutter war für den Laden zuständig und das Kommissionieren der Lieferungen. Fam. Maier zog sich nach und nach zurück. Mit viel Geschick und Weitblick wurden meine Eltern Teilhaber und der neu gegründeten Firma Maier und Sauerer.
1946 wurde ein kleines Cafe im Parterre eingebaut, das 1948 und 1951 vergrößert wurde.
Ab 7 Uhr morgens war das Tagescafe geöffnet und bot den Zugreisenden Pendlern eine Anlaufstation bevor sie ihre Dienste in der Stadt antraten. Es erfreute sich großer Beliebtheit bei den Regensburgern, die sich die Erzeugnisse aus eigener Herstellung gut schmecken ließen. Das Geschäft boomte und die Lichter gingen in unserem Haus nicht mehr aus. Mein Bruder Max wurde 1942 geboren und ich folgte 1949. Die Wohnung wurde zu klein und deshalb 1957 vergrößert, so dass ich in dem jetzigen Zimmer 107 mein Kinderzimmer bekam.
Anschließend wurden Unterkünfte für Bäcker- und Konditorlehrlinge und Verkäuferinnen durch einen Dachausbau geschaffen. 1961 kam es zu einem Großbrand, der diese komplett vernichtete und der Dachstuhl weitgehend zerstört wurde. Monatelang war das Dach mit Planen abgedeckt um uns vor dem Regen zu schützen. Die Brandermittlung stellte final fest, dass wohl bei Schweißarbeiten Funken in das Holzgebäck eingedrungen sein mussten, die dann wochenlang schwelten, bis es zum Brandausbruch kam.
Während dieser Zeit, in der es viel regnete, verließ ich im Morgengrauen mein Zimmer, das ich mit den Verkäuferinnen teilte, hinauf um die Abdeckung zu prüfen, da es stark in mein Zimmer tropfte.. Mein Vater war bereits oben und baute aus Ziegelsteinen, die die Planen beschwerten ein Hotelzimmer.“ Rosi, wir bauen ein Hotel“. Ich war sofort begeistert und beide gingen zu meiner Mutter um ihr diese Botschaft zu bringen. Sie hatte beinahe Tränen in den Augen und sagte: was fällt Dir denn noch alles ein, wir haben doch jetzt schon so viel Arbeit.
Die Idee wurde umgesetzt und so wurde das Hotel 1963 eröffnet. Auf der Suche nach einem Namen wurde Herr Dr. Sigfrid Färber, seines Zeichens Direktor des Fremdenverkehrsverband Ostbayern befragt, der uns dazu riet, es nach der Straße zu benennen. Das Hotel „Zum fröhlichen Türken“ war geboren und florierte von Anfang an sehr gut. Ich wurde selbstverständlich mit eingespannt und habe mit Freude Dienste übernommen, so oft es neben meiner Realschule möglich war. Es lag auf der Hand in die Hotelfachschule zugehen., 1965/66 besuchte ich die Hotelfachschule Dr. Kriener in Bad Reichenhall, die ich mit einem Diplom abschloss. Meine neu erworbenen Kenntnisse konnte ich im Bayerischen Hof in München vertiefen und noch 2 weitere Jahre als Rezeptionistin tätig sein. Anschließend kehrte ich nachhause zurück. In den folgenden Jahren führte mein Bruder Max das Hotel.
1973 kehrte ich für 2 Jahre wieder zurück um dann ab 1975 für das Unternehmen Dr. Eckert tätig zu werden. Dort baute ich einen Partyservice auf, unterrichtete an der dazugehörenden Hotelberufsfachschule und 1980 wurde ich nach langem Umbau Hoteldirektorin im Parkhotel Maximilian.
Nach meiner Heirat mit Hubert Natter und der Geburt meiner Töchter Barbara 1982 und Veronika 1986 zog ich mich aus dem Hotelfach zurück.
Mein Bruder Max verpachtete schließlich das Hotel 2003 an die Familie Dirschl, die bis Ende 2018 das Hotel erfolgreich und mit viel Empathie betrieben. Nach 15 Jahren Großeinsatz möchten sie es nun ruhiger angehen lassen und haben sich bereits in Oberbayern niedergelassen. Wir danken der Familie Dirschl für diese 15 Jahre, die uns viele Stammgäste gebracht haben und den guten Ruf des Hotels festigten.
Nun wird also mit den neuen Pächtern: Tilmann und Iris Müller, die bereits seit 3 Jahren das Hotel Peterstor gegenüber betreiben, das Hotel renoviert und auf den neuesten Standard gebracht. Der Name „zum fröhlichen Türken“ erwies sich als nicht mehr zeitgemäß, zumal die Gäste, anders als die Regensburger, die Verbindung zum Straßennamen nicht nachvoll-ziehen können. Die Idee der Müllers, das Hotel jetzt nach mir „Rosi“ zu nennen hat mich sehr gefreut und mich dahingehend ermuntert, Bilder und Erinnerungen an mich und meine Familie mit einzubringen. Dabei möchte ich vor allem die Leistungen meiner Eltern und meines Bruders würdigen. 2015, nach dem Tod meines Bruders ging das Haus an mich über und fühle mit verpflichtet meinen Beitrag zum Gelingen des Neustarts beizusteuern.
Das Hotel soll einen familiären Touch bekommen, indem sich die Gäste wie zuhause fühlen.
Ich bin sicher, dass die Familie Müller das Hotel „Rosi“ gemäß unserer Familienhistorie betreiben wird und den Regensburg Besuchern eine gute Alternative zu den Hotelketten bieten kann, direkt in der Altstadt.
Herzlichst
Ihre Rosi